Leider ist die kleine Hexe noch nicht alt genug, um beim großen Hexenfest mitmachen zu dürfen. Denn wer gerade einmal 127 Jahre alt ist, der hat bei der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg nichts verloren. Weil die kleine Hexe trotzdem hingeht und weil sie natürlich entdeckt wird, muss sie zur Strafe ein Jahr lang beweisen, dass sie eine gute Hexe ist.
Zusammen mit ihrem besten Freund und treuen Begleiter, dem sprechenden Raben Abraxas, gibt sie sich also alle Mühe, eine gute Hexe zu werden. Sie übt Hexensprüche. Sie kümmert sich um gequälte Kutschenpferden. Sie hilft alten Frauen beim „Klaubholzsammeln“ und den Kindern des Dorfwirts, die verhindern wollen, dass ihr Ochse Korbinian zum Schlachter muss.
Die Geschichte von der kleinen Hexe hat Otfried Preußler schon 1957 geschrieben. Aber mal ehrlich: welches Kind wäre nicht gerne eine Hexe oder ein Zauberer, die mit ihren Zaubersprüchen dafür sorgen können, dass der gewalttätige Bierkutscher jedesmal, wenn er seinen Pferden einen Hieb mit der Peitsche versetzen will, sich selber trifft. Und wäre es nicht schön, wenn man mit einem Hexspruch dafür sorgen könnte, dass der Förster – oder wahlweise Papa oder Mama – immer das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich sagen wollen?
So funktioniert das Buch, das vielleicht schon unsere Großeltern unseren Eltern vorgelesen haben, auch heute noch wunderbar. Otfried Preußler hat die Geschichte seinen drei Töchtern zum Einschlafen erzählt, um ihnen die Angst vor Hexen zu nehmen. Sogar die gemeine Wetterhexe Muhme Rumpumpel ist zwar bedrohlich, aber die kleine Hexe hat vor ihr keine Angst, das merkt der Leser schnell. Muhme Rumpumpel. Wieder einmal ein toller Name, den sich Otfried Preußler – Schöpfer von so einprägsamen Figuren wie Räuber Hotzenplotz und Petrosilius Zwackelmann – da ausgedacht hat. Muhme ist übrigens ein altes deutsches Wort für Tante.
Natürlich sorgt es gegen Ende der Geschichte ein wenig für Aufregung, dass das Verständnis der kleinen Hexe von dem, was eine „gute Hexe“ ist, ein wenig von dem abweicht, was der Hexenrat darunter versteht. Doch wie es sich für ein Kinderbuch gehört, geht die Geschichte für die kleine Hexe gut und für die bösen Hexen schlecht aus.
Von Otfried Preußler habe ich auch „Der kleine Wassermann“ auf meinem Blog besprochen.
Ein Gedanke zu “Die kleine Hexe”
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