Wurde Zeit, endlich mal wieder etwas von Erich Kästner zu lesen. Bücher wie „Das fliegende Klassenzimmer“, „Das doppelte Lottchen“ oder eben die Abenteuer von Emil Tischbein haben einen festen Platz im Regal der Klassiker der Kinderbuchliteratur.
Emil und die Detektive ist 1929 erstmals erschienen. Das Buch ist eine herrliche Zeitreise in die Vergangenheit, Emil fährt mit der Dampflock nach Berlin, das Zugabteil heißt Coupé, es gibt noch Berufe wie den „Schnittwarenhändler“ und Männer und „Knaben“ tragen Hut. Doch trotz allen schönen alten Staubs liest sich die Geschichte auch fast 100 Jahre später noch spannend und lebendig.
Kästner starb 1974. Er selbst hieß mit erstem Vornamen Emil und ließ sich bei den Figuren von Emil und seiner alleinerziehenden Mutter von seinem eigenen Leben inspirieren. Kästner selbst taucht auch in der Handlung auf. Wie im echten Leben ist er ein Zeitungsjournalist. Und auch die Geschichte von Emil und dem gestohlenen Geld kannte Kästner aus seiner Kindheit in Dresden. Damals war es eine Betrügerin, die seine Mutter, einer Friseurin wie auch Emils Mutter im Buch, bestohlen hatte.
Im Buch verfolgt Erich den Dieb quer durch Berlin. Dieser hat ihm im Zug einen Umschlag mit 140 Mark gestohlen. Das meiste davon war gedacht als Unterstützung für Emils Großmutter.
In der fremden Großstadt trifft Emil zum Glück andere Kinder, die ihm helfen: Emils Kusine Pony Hütchen und Gustav mit der Hupe und seine Freunde. Am Ende ist der Dieb dingfest gemacht. Dieser stellt sich als gesuchter Bankräuber heraus.
In der Kinderbuchliteratur gilt das Buch als Meilenstein. Kästner beschäftigt sich in seinem Kinderbuch erstmals mit dem realen Leben. Er schreibt bewusst nichts Märchenhaftes, Phantasievolles oder Exoktisches. Darauf nimmt er auch in den ersten Kapiteln Bezug. „Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Buch schreiben wollen“, lässt Kästner seine Leser wissen. „Einen richtigen Südseeroman hatte ich vor. “ Die Überlegungen, wie Kästner am Ende dann auf die Idee für Emil und die Detektive kam, mag für Kinder weniger relevant sein. Für die Kinderbuchliteratur markiert sie dagegen durchaus einen wichtigen Schritt.
Ach ja: beim Schnittwarenhändler konnte man früher Stoffe am Stück kaufen, zugeschnitten auf Wunsch des Kunden.